Hallo liebe Nichtraucher
und solche, die es noch werden wollen!
Nach mehr als 325 Tagen ohne Zigaretten möchte ich mal einen
kleinen Zwischenbericht geben, wie es mir so ergangen ist, warum
ich überhaupt aufgehört habe und wie ich mich motiviere.
Alles fing an einem Sonntag, dem 10. April 2011 an. Meine jetzige
Frau und damalige Freundin - sie kommt übrigens aus Schweden,
wo mit dem Thema Rauchen noch ein wenig anders umgegangen wird
als hier in Deutschland - hat sozusagen die Initiative ergriffen
und mich mehr oder weniger gezwungen, mit dem Rauchen endlich
aufzuhören. Sie hat an diesem Morgen alle Zigaretten, die
im Haus verteilt rumlagen entsorgt. Natürlich nicht in der
normalen Mülltonne, sondern irgendwo in öffentlichen
Mülltonnen, sodass überhaupt keine Chance für mich
bestand – glaubte sie zumindest - an den Stoff des Verlangens
zu kommen. Was sie nicht wusste war, dass ich noch zwei Stangen
in einer alten Aktentasche gebunkert hatte, die schon Jahre dort
auf ihren Verzehr gewartet haben.
Bevor ich nun schildere, wie dieser erste Tag dann ablief, möchte
ich auch die Vorgeschichte erzählen, die sicherlich einen
großen Einfluss auf das jetzige Ergebnis hatte. Geraucht
habe ich seit dem ich 18 war, also ungefähr 25 Jahre. Mein
Vater hat auch ungefähr mit 18 angefangen zu rauchen und
er ist 2010 an den Folgen von Lungenkrebs im Alter von 69 Jahren
gestorben, er hat also ungefähr 50 Jahre - unglaublich! -
geraucht. Als ich und meine Frau gesehen haben, was diese Sucht
mit deinem Körper anstellen kann, war es für mich eigentlich
nur eine Frage der Zeit, wann ich endlich aufhören würde
zu rauchen. Aber wie so oft ist der richtige Zeitpunkt dafür
nie gekommen, es gab immer irgendetwas, was Grund genug für
mich war, weiter zu rauchen. So sind dann noch weitere neun Monate
ins Land gegangen – mit Zigaretten - bis meine Frau Fakten
geschaffen hat weil sie die ständigen Ausreden satt hatte
und im Alter nicht alleine sein will.
Nun jedenfalls wachte ich an dem Sonntagmorgen auf, ging ins
Bad und machte mich für den kommenden Tag startklar. Nach
der Morgentoilette bin ich wie immer in die Küche gegangen,
um mir dort einen Espresso aus der guten Saeco Maschine zu ziehen,
was leider nicht sofort möglich war, weil der Satzbehälter
voll war. Ich nahm also den Behälter mit den gemahlenen Kaffeeresten
heraus und wollte ihn in der Mülltonne entleeren, als ich
voller Entsetzen feststellte, dass in der Mülltonne viele
zerschnittene, zerrissene und zerdrückte Zigaretten lagen.
Mir war sofort klar was passiert ist und ich stürmte sofort
in mein Büro, um festzustellen ob meine eiserne Reserve auch
weg war. Dort angekommen musste ich feststellen, dass zwar die
zwei Stangen aus meinem "kleinen Zigarettenlager" verschwunden
waren, nicht aber die beiden Stangen in dem Aktenkoffer. Das war
nun endgültig die Bestätigung dessen, was ich bis dahin
nur vermutet hatte. Meine Stimmung wandelte sich von normal als
ich aufstand, zu entsetzt als ich die Zigaretten in der Mülltonne
sah, bis hin zu stinkwütend, wie mir jemand so etwas antun
kann. Ich hatte die Wahl, entweder die Zigaretten aus dem Aktenkoffer
zu nehmen und zu rauchen, oder die Chance zu nutzen und meinen
ersten wirklichen Versuch zu starten, mit dem Rauchen aufzuhören.
Ich konnte mich nicht entscheiden, alles war so absurd. Ich wollte
natürlich aufhören - keine Frage – aber doch bitte
nicht jetzt! Auf der anderen Seite war es meine Frau - ähm
damals noch Freundin -, die über ein Jahr wirklich alles
versucht hat, mir das Rauchen abzugewöhnen, was dann meistens
in Streit endete und natürlich keinen Erfolg hatte. An diesem
Sonntag war das anders. Ich begriff, dass sie das nur für
mich tut, dass sie mich nicht auf dieselbe Art und Weise verlieren
will, wie ich meinen Vater! Natürlich war ich immer noch
stinkwütend, aber ich habe es geschafft nicht zu rauchen,
obwohl ich mir jederzeit hätte eine anzünden können.
Ich habe mit ihr den ganzen Vormittag nicht wirklich gesprochen,
sondern habe mir einen Putzlappen gegriffen und das Bad sauber
gemacht. Im Prinzip bestand dieser Tag nur daraus, bewusst nicht
zu rauchen, wütend zu sein und zu hoffen, dass ich es schaffe.
Am nächsten Tag musste ich zur Arbeit und meine Frau auf
Geschäftsreise nach Schweden - eine gute Gelegenheit vielleicht
doch noch eine letzte Zigarette zu rauchen dachte ich - aber im
Büro angekommen habe ich auf die Uhr geschaut und festgestellt,
dass ich nun schon ungefähr 22 Stunden ohne Zigarette ausgekommen
bin und immer noch lebe! Ich fasste den Entschluss zumindest noch
den Tag voll zu machen und musste auch jedes Mal an meine Frau
denken, mit welcher Entschlossenheit sie vorging und ich hatte
wirklich Angst, sie zu verlieren würde ich wieder mit dem
Rauchen anfangen.
So ging es dann noch für ca. eine Woche weiter. Ich rechnete,
wie lange es nun schon her war, dass ich die letzte Zigarette
geraucht hatte, wie viel Geld ich gespart habe und welche Freude
ich meiner Frau machte. Anfänglich gab es ziemlich viele
Situationen, in denen ich aus Gewohnheit eine Zigarette geraucht
hätte, zum Kaffee, nach einer Autofahrt - ich habe nie im
Auto geraucht -, nach einer halben Stunde im Büro - dort
musste ich nach draußen gehen – und natürlich
nach dem Aufstehen und vor dem ins Bett gehen auf der Terrasse
- drinnen war rauchen Tabu! Im Großen und
Ganzen war die erste rauchfreie Woche nach 25 Jahren Sucht sehr
durchwachsen, ich war sehr gereizt, wahrscheinlich unausstehlich
aber mit jedem Tag, der dazu kam wurde es einfacher. Das Verlangen
nach einer Zigarette kam immer seltener und war nach ungefähr
drei Monaten ganz verschwunden.
Etwas seltsam waren Situationen, in denen ich früher immer
geraucht hatte. So zum Beispiel wenn ich als Vielflieger zu einem
Flughafen kam. Als Raucher habe ich mich zu allererst nach Rauchmöglichkeiten
umgesehen, oder unmittelbar nach der Ankunft eine Zigarette angezündet
- manchmal sogar in den ekeligen Raucherbuden am Flughafen. Oder
als wir unseren ersten rauchfreien Urlaub auf Sardinien machten
- natürlich betrifft das "rauchfrei" nur mich!
- und ich mir keine Gedanken darüber machen musste, ob ich
vor Ort meine Lieblingsmarke kaufen kann und wenn nicht, ob ich
genug Zigaretten eingepackt hatte. Oder ganz simpel wenn ich aus
dem Haus ging. Früher hätte ich sichergestellt, dass
ich Feuer und Zigaretten nicht vergessen habe, heute sind meine
Taschen leer!
Ich habe mir natürlich auch darüber Gedanken gemacht,
dass viele Leute berichteten, sie hätten ohne Zigaretten
sehr an Gewicht zugenommen. In den ersten Wochen habe ich unbewusst
dann auch verstärkt Süßigkeiten gegessen, sozusagen
als Ersatz damit die Hand zum Mund geführt wird. Ich habe
auch zugenommen, aber lediglich fünf Kilo die mit etwas Sport
schnell wieder weg sind - hoffe ich jedenfalls. Aber mal ganz
ehrlich, was sind schon ein paar Kilo - und ich habe noch immer
Idealgewicht, nur jetzt am äußeren Ende der Skala -
im Vergleich zu eventuell auftretenden unheilbaren Krankheiten.
Der Arzt, der meinen Vater behandelte hat kurz vor Ende gesagt:
"Wir können den Krebs nicht heilen, wir können
lediglich versuchen den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen
und im besten Fall zu stoppen."
Wenn ich heute durch die Straßen gehe sehe ich die vielen
Raucher und in diesen Momenten bin ich froh, dass ich nicht mehr
dazugehöre. Ich habe es geschafft, diese kleinen Stängelchen
zu besiegen - ich bin stärker als sie und DU kannst das auch!
Wenn man sich die Zeit ohne Zigaretten mal in Zahlen betrachtet
sieht das ungefähr so aus:
325 Tage rauchfrei
1250 € gespart (oder zumindest nicht in Zigaretten
angelegt)
6500 mal "nein" zur Zigarette gesagt (wenn
auch meistens unbewusst)
20000 Minuten gespart bzw. nicht mit Rauchen vergeudet
- das sind 333 Stunden oder mehr als 13 Tage!
All die Argumente, die Raucher ins Feld führen warum sie
nicht aufhören wollen haben sich in Luft aufgelöst.
Wenn ich früher behauptet habe, die Zigarette schmeckt gut,
dann ist das sicherlich Mumpitz. Die Zigarette schmeckt nicht
gut und man hat einen üblen Nachgeschmack, ganz zu schweigen
von den Gerüchen und Geschmäckern, die unsere nicht
rauchenden Partner wahrnehmen. Das gleiche gilt für das Argument,
dass man die Gemeinschaft der Raucher nicht mehr hat, wenn man
sich nicht alle halbe Stunde draußen vor der Tür in
der Kälte trifft und sich über irgendwas unterhält.
Ich kann nur sagen, ihr könnt nach wie vor dort hingehen
und nicht rauchen, aber nach sehr kurzer Zeit werdet ihr feststellen,
dass es weitaus angenehmer ist, sich im warmen Büro mit den
Kollegen zu unterhalten als draußen. So verhält es
sich auch in der Kneipe, wenn ihr - wie die Mehrheit der anderen
Gäste, achtet mal darauf! - am Tisch bei einem schönen
Glas Wein oder einem Bier sitzen bleiben könnt, ohne die
Unterhaltung mit den Freunden zu unterbrechen.
Aber es gibt noch einen Aspekt, der mir als Wahlbayer besonders
auffällt!
Vor kurzem war ich mal wieder in meiner ex-Heimat und bin mit
meinem Neffen, meiner Schwester und ihrem Mann (alle drei Raucher
und ich konnte sie noch nicht überzeugen) in einer Kneipe
gewesen. Das war in NRW und ehrlich gesagt habe ich nicht daran
gedacht, dass dort geraucht wird. Von Bayern her bin ich es gewohnt,
dass man nirgendwo rauchen darf - ohne Ausnahme. Jedenfalls saß
ich dann in dieser Kneipe und habe überlegt ob ich etwas
sagen soll. Ich habe mir mit dem Tag, an dem ich aufhörte
vorgenommen, dass ich kein "militanter Nichtraucher"
werde. Soll heißen, ich lasse jeden das machen was er möchte
ohne mich zu beschweren, auch wenn es rauchen ist. Also habe ich
nichts gesagt, außer dass ich es überhaupt nicht mehr
gewohnt bin, in einem Raum zu sitzen in dem geraucht wird.
Aber es war schrecklich! Ich kam mir vor wie in einem Film -
ich bin das Opfer und jemand will mich vergiften. Mir taten all
die Leute so leid, wie sie an den Tischen und der Theke saßen
und geraucht haben, was das Zeug hergab. Aber ich hatte keine
Sekunde das Verlangen, selber eine anzustecken!
Also, ich muss schon zugeben dass sich meine Meinung zum bayrischen
Nichtrauchergesetz etwas geändert hat. Am Anfang - da war
ich selber noch Raucher - fand ich es maßlos überzogen,
dass der Gesetzgeber sich in solche private Belange einmischt.
Ich fand, dass man es den Kneipiers überlassen sollte und
schließlich kann ja jeder Gast selber entscheiden, ob er
dort hin geht oder nicht. Nun muss ich feststellen, dass ich das
Gesetz einfach nur gut finde. Es ist schon Mist in solchen stark
verqualmten Räumen zu hocken und ja, ich hätte nicht
dort hin gehen müssen, aber ich wollte meinen Neffen und
meine Schwester treffen.
Jedenfalls, als vorläufiges Resumé kann ich festhalten,
dass ich nach 325 Tagen eigentlich gar nicht mehr an Zigaretten
denke, es sei denn mir hält sie jemand unter (an) die Nase,
wie in der Kneipe. Und dass bestärkt mich nur noch mehr in
dem Wissen, dass es gut war aufzuhören!
Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich mit diesem
Bericht so lange gewartet habe, weil ich sicher sein wollte, dass
ich nicht wieder rückfällig werde. Ich bin auch gerne
bereit, euch Tipps zu geben, wie ihr es auch schaffen könnt,
entweder per E-Mail oder
vielleicht sogar am Telefon. Ihr könnt auch einen Eintrag
in mein Gästebuch
machen, wenn euch dieser Beitrag gefallen, oder sogar dabei geholfen
hat mit dem Rauchen aufzuhören.
Und jetzt kommen noch ein paar Denkanstöße,
die ich persönlich sehr gut finde.
Glimmstängel schmecken eklig
Zigaretten sind weder ein Genuss noch Stütze im Leben. Es
sind dreckige, eklige Dinger, die dich krank machen, dein Leben
kontrollieren und ein Vermögen kosten. Überleg doch
mal, wie der erste Glimmstängel in deinem Leben "geschmeckt"
hat - genauso schmecken sie alle.
Nur weil wir uns daran gewöhnt haben, heißt das nicht,
dass Zigaretten gut sind. Und wenn Rauchen bei Stress helfen würde,
dann müssten Kettenraucher die entspanntesten Menschen der
Welt sein - das Gegenteil ist aber der Fall. Alles Illusion. Zigaretten
schmecken eklig und sind meist der Hauptstress in unserem Leben.
Wie ein Schnupfen
Der körperliche Entzug ist minimal. Deshalb können auch
so viele starke Raucher nachts durchschlafen, stundenlang im Flugzeug
sitzen oder einer anderen Tätigkeit nachgehen, ohne an Zigaretten
zu denken.
Warum? Weil der tatsächliche körperliche Entzug vergleichbar
ist mit einer leichten Erkältung.
Wie zu enge Schuhe
Mach dir bewusst: Da ist absolut nichts, was du aufgeben müsstest.
Das heißt nicht einfach, dass es Dir als Nichtraucher in
jeder Hinsicht besser gehen wird (das hast du ja schon immer gewusst).
Und auch nicht, dass es zwar keinen vernünftigen Grund gibt,
der fürs Rauchen spricht, du aber trotzdem irgendein Vergnügen
oder eine Hilfe davon haben müsstest, weil du es sonst nicht
tun würdest.
Das bedeutet vielmehr, dass Zigaretten weder echten Genuss noch
wahre Hilfe bieten. Das ist nur eine Täuschung, eine Illusion.
Rauchen ist, als ob man sich absichtlich zu enge Schuhe anzieht,
nur um das herrliche Gefühl zu erleben, wie beim Ausziehen
der Schmerz nachlässt.
Versprich es dir selbst
Leg ein feierliches Versprechen ab, dass du niemals wieder etwas
rauchen, kauen oder lutschen wirst, das Nikotin enthält -
und halte dich daran.
Entscheide dich, ein Nichtraucher zu sein.
Selbstzweifel verboten
Wenn du immer wieder die Vor- und Nachteile des Rauchens gegeneinander
abwägst, lautet der Schluss stets: Hör auf damit. Daran
wird sich nie etwas ändern. Das war schon immer so und wird
immer so sein.
Nachdem du die Entscheidung getroffen hast, von deren Richtigkeit
du überzeugt bist, quäl dich nie mit Selbstzweifeln.
Juhu! Ich bin Nichtraucher!
Versuch nicht, jeden Gedanken ans Rauchen zu verdrängen und
mach dir keine Sorgen, wenn du dauernd daran denkst.
Aber wenn du daran denkst - heute, morgen oder den Rest deines
Lebens - dann in folgender Form: Juhu! Ich bin Nichtraucher!
Werde gesund!
Es kann sein, dass du die ersten paar Tage ein leicht unsicheres
Gefühl empfindest (so ähnlich wie Hunger). Dann stell
dir vor, du hast ein hässliches kleines Nikotinmonster in
deinem Bauch. Das läuft umher und sucht nach Wasser. Lass
es verdursten. Lass es eingehen.
Lächle jedes Mal, wenn du es spürst, und es wird sofort
verschwinden. Was du fühlst, ist Regenerierung, du wirst
gesund. Du kannst doch nicht traurig darüber sein, dass du
gesund wirst, oder?
Halb so schlimm!
Wenn Du auf einer Party versehentlich zur Zigarette greifst, dann
ist das nicht tragisch. Dann hast du in dem Moment nur vergessen,
dass du aufgehört hast zu rauchen. Na und? Lächle, freu
dich darüber frei zu sein und benutz den "schwachen"
Moment, um deine Entscheidung, "ein Nichtraucher zu sein",
zu untermauern. Es kann auch sein, dass du andere Raucher beneidest.
Aber denk daran, dass die Raucher dich ebenso beneiden werden.
Kein Raucher raucht, weil er es toll findet, sondern nur deshalb,
weil er es bisher nicht geschafft hat, aufzuhören. Freu dich,
endlich frei zu sein, aber verändere nichts in deinem Leben,
was du nicht sowieso verändern wolltest.
Entscheide dich!
Warte nicht auf den richtigen Moment, um mit dem Rauchen aufzuhören.
Lebe einfach weiter. Du bist in dem Moment Nichtraucher, wenn
du dich bewusst dafür entscheidest.
Genieß die schönen Seiten des Lebens und bewältige
die Tiefpunkte. Dann wird dieser Moment der Freude und Freiheit
auch bei dir nicht lange auf sich warten lassen.
[gefunden auf http://www.zehn.de/experten/erich_kellermann]
Abschiedsbrief an die Zigarette!
Liebe Freundin,
es ist wohl der Augenblick gekommen, dass ich unsere gemeinsame
Zeit
Revue passieren lasse. Du warst jene, die mich bei meinem Erwachsenwerden
begleitet hat. Ich war jung, unsicher und mir war immer alles
peinlich. Durch Dich wurde ich cool, weltgewandt und unglaublich
sexy. Dachte ich. Dann, irgendwann, habe ich längst nicht
mehr darüber nachgedacht, was Du mir gibst, ich habe mich
einfach an Dich gewöhnt, Du warst immer dabei -- wir waren
untrennbar! Allerdings wurdest Du immer fordernder, wolltest
immer mehr und immer noch mehr Aufmerksamkeit. Nichts sollte
ich mehr ohne Dich machen. Hey, das war zu viel. Und trotzdem
konnte ich nicht von Dir lassen. So oft dachte ich, dass unser
Verhältnis nicht gesund ist und dennoch hing ich an Dir.
Also musste ich überlegen, was genau macht es aus, meine
Sehnsucht nach Dir? Was genau gibst Du mir?
Nun, Du hast mich getröstet, wenn ich traurig war. Dachte
ich, aber in Wirklichkeit hast Du zusätzlich zu meinen
Tränen wie Säure in meinen Augen gebrannt. Du hast
mich beruhigt, wenn ich total nervös war. Dachte ich. Du
weißt, dass es nie so war. Im Gegenteil, wenn ich eh schon
nervös war, hast Du Druck gemacht. Dich in den Vordergrund
gespielt und mich mit Deiner ewigen Gier genervt. Du hast mich
aufgeputscht, wenn ich mal einen Durchhänger hatte. Nein,
hast Du nicht. Du hast mich lediglich davon abgehalten, mich
zu entspannen, eine wirkliche Auszeit hast Du nie zugelassen,
immer musste ich mich um Dich kümmern. Du hast mir die
Langeweile vertrieben und die Pausen verschönt. Das zumindest
hast Du mir vorgegaukelt. Aber war es nicht so, dass ich nie
eine Pause für mich nutzen konnte. Immer erst Du!
Und gelangweilt habe ich mich auch mit Dir, Du hast mich nur
glauben gemacht, dass, wenn ich mich um Dich kümmere, ich
ja etwas zu tun habe. Dem war aber nie so. Oh ja, und dann noch
das Betthupferl. Wie oft hast Du mir weisgemacht, dass ich ohne
Dich nicht schlafen kann. Jeden Abend! Meine Liebe, ich kann
ohne Dich schlafen - sogar besser und ich schlafe viel schneller
ein. Tja, alles in allem muss ich sagen, Du hast mir den Verstand
vernebelt, hast mich von Anfang an verkohlt und wir wollen auch
nicht mehr von Freundschaft sprechen, denn dafür warst
Du einfach auch zu teuer.
Wir hatten unsere gemeinsame Zeit und ich hatte, obwohl Du
dabei warst, auch wunderschöne Momente, keine Frage. Aber
ich denke, es ist an der Zeit, dass ich nun allein weiter gehe.
Unsere gemeinsame Zeit ist vorbei, ich brauche Dich nicht mehr,
ich habe Dich nie gebraucht und ich will Dich nicht mehr! Du
stinkst!, nervst! und machst krank! Sorry für die harten
Worte aber so sehe ich Dich und deshalb: verdufte und lass'
mich in Ruhe!
Sicher, vergessen werde ich Dich wohl nie, aber vermissen auch
nicht!
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